Die US-Fed steckt in einem Zinssenkungs-Dilemma

15.04.2024

Die US-Fed steckt in einem Zinssenkungs-Dilemma

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Autor - Thomas Odehnal

So erfreulich die Zahlen aus der Realwirtschaft in den USA auch sind, so unerfreulich ist die Inflationsentwicklung in den letzten Wochen – diese steigt nämlich wieder an. Für die US-Notenbank Fed zeichnet sich ein Dilemma ab: Wann kann die erste Zinssenkung am besten durchgeführt werden, ohne in den Verdacht zu kommen, die US-Präsidentschaftswahlen im November zu beeinflussen?

Die US-Wirtschaft wächst ungebrochen. Der letzte verfügbare Wert für das vierte Quartal 2023 zeigt ein annualisiertes Wirtschaftswachstum von 3,4% und auch für das erste Quartal 2024 ist bei der Veröffentlichung der ersten Schätzung am 25. April wieder mit einem respektablen Wert zu rechnen. Die Arbeitslosenquote liegt stabil unter vier Prozent und die monatlich publizierten Daten für neugeschaffene Stellen und ähnliche Kennzahlen überraschen zumeist auf der positiven Seite. Stimmungsindikatoren, wie beispielsweise die vielbeachtete Umfrage unter den Einkaufsmanagern, weisen ebenfalls ein aufgehelltes Bild und eine optimistische Sicht auf die Zukunft auf.

Auf der anderen Seite der Medaille steht die Inflationsentwicklung. Diese hat die amerikanische Notenbank, mit ihren Zinsanhebungen ab 2022, sehr rasch von ihrem Hoch bei 9,1% im Juni 2022, dämpfen können, aber die Werte liegen seit Juni letzten Jahres stabil zwischen 3,0% und 4,0% und die „letzte Meile“ zum Zielwert von zwei Prozent scheint sehr schwer zu überwinden. Auf etwas höherem Niveau erweist sich die Kerninflation (ohne Berücksichtigung von Energie und Lebensmittel) sogar noch hartnäckiger.

Das Problem des richtigen Zeitpunkts

Nun wäre diese Ausgangslage für eine Notenbank problemlos, da sie dann die kommenden Daten abwarten und die Zinsen in der Zwischenzeit unverändert lassen kann, solange bis sich entweder die Inflationskennzahlen in die gewünschte Richtung von zwei Prozent bewegen oder gegebenenfalls die Wirtschaft Schwächezeichen aussendet und hier durch Zinssenkungen Unterstützung geleistet werden muss. Für die US-Fed gibt es aber in diesem Jahr mit der Präsidentschaftswahl im November noch einen Faktor zu berücksichtigen, der den Zeitpunkt einer möglichen ersten Zinssenkung beeinflusst. Eine Notenbank möchte nämlich vermeiden, durch ihre Handlungen in den Wahlkampf gezogen zu werden. Somit ist es entscheidend, wann die amerikanische Notenbank ihren ersten Zinsschritt setzt. Aufgrund des vorgegebenen Sitzungskalenders sind die Möglichkeiten sehr beschränkt. Die nächsten beiden Termine am 1. Mai und am 12. Juni erscheinen unter der zuvor beschriebenen Gemengelage als zu früh. Für den 31. Juli würde dieses Argument vermutlich auch gelten, aber der darauffolgende Termin am 18. September fällt bereits mitten in den Wahlkampf und sollte daher nicht den Starttermin einer Zinssenkungsphase markieren. Danach folgt noch ein Termin am 7. November (also zwei Tage nach der Wahl) und einer am 18. Dezember.

Mit diesem Kalender steckt die US-Fed eben in einem Dilemma, ob sie entweder am 31. Juli „vorsorglich“ – und damit vielleicht verfrüht – die Zinsen senken soll, oder aber abwarten soll bis nach der Wahl und damit das optimale Zeitfenster unter Umständen verpasst.

Natürlich ist bis dahin noch einige Zeit und es werden noch viele Daten publiziert, mit denen die Fed-Mitglieder diese Entscheidung vielleicht leichter fällen können, aber im Augenblick ist es ein Thema, auf das der Kapitalmarkt immer stärker fokussieren wird.

 

Disclaimer

Diese Information beinhaltet keine direkte oder indirekte Empfehlung für den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder einer Anlagestrategie. Für die Richtigkeit der Daten kann trotz sorgfältiger Recherche und Erfassung keine Haftung oder Garantie übernommen werden.

 

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